D2020 – Aufgeklärt und wach, sollte man meinen

Wenn du herausfindest, was die Menschen verängstigt, kannst du sie dazu bringen, alles zu tun, was du willst.

Robert F. Kennedy jr. zur Methode Angst
Robert F. Kennedy jr. am 29.08.2020 in Berlin – Bild: Dominik Stapf

Vor 75 Jahren wurde Hermann Göring bei den Nürnberger Prozessen gefragt, wie haben sie es geschafft, dass die Deutschen all das mit gemacht haben. Und er sagte, es ist eine einfache Sache. Es hat nichts mit Nazitum zu tun. Es hat mit der menschlichen Natur zu tun. Du kannst es in einem Nazi-Regime machen, du kannst es in einem sozialistischen Regime machen, du kannst es in einem kommunistischen Regime machen, du kannst es in einer Monarchie machen und du kannst es in einer Demokratie machen. Das einzige, was die Regierung braucht um die Menschen zu Abhängigen zu machen ist Angst. Und wenn du herausfindest, was die Menschen verängstigt, kannst du sie dazu bringen alles zu tun, was du willst.

Robert F. Kennedy jr. am 29.08.2020 in Berlin auf der QUERDENKEN Demonstration ‚Fest für Frieden und Freiheit‘

Totalitäre Systeme waren nie von heute auf morgen da

Es gab immer Warnsignale. Was wir zu vergessen scheinen, das dritte Reich, religiös-fanatische oder andere faschistische Systeme, ob kommunistisch, sozialistisch oder welcher Art auch immer waren nie von heute auf morgen da. Diese Systeme hatten von jeher erst Förderer, die im Hintergrund wirkten. Im Laufe der Zeit begannen sie, die für die Entwicklungen einer Gesellschaft relevanten Bestandteile wie das politische System, Presse, Institutionen, Bildung, etc. zunehmend zu unterwandern. Die schlimmsten Konsequenzen solcher Entwicklungen von Verhaftungen, Lager, Folter, Verbrennungen, öffentliche Hinrichtungen, Vergasungen bis hin zu Bürgerkriegen oder Kriegen kamen stets erst zum Schluss. Diese Unterwanderung fand über unterschiedliche Zeiträume statt. Manchmal innerhalb weniger Jahre, dann in der Regel grober und für unsereins sichtbarer. Manchmal allerdings über Jahrzehnte hinweg, sehr schleichend, sehr subtil.

Auf dem Weg dahin wurde es stets und kontinuierlich rauer. Vor allem für die ’normal veranlagten‘ Menschen (Der Mensch im Grunde als soziales Lebewesen) sichtbar wurde und sich hieraus ein Widerstand zu regen begann. Zuerst kam das Ausgrenzen (1), dann die öffentliche Denunziation und Diffamierung (2), anschließend zunehmend drohende Repressalien (3), dann die Festnahmen/Verhaftungen (4), später die Gefängnisse/Lager (5) und irgendwann auch der (Massen-)Mord und/oder (Bürger-)Krieg (6).

Erkennen wir offensichtliche Methoden nicht, weil man uns auf Farbe und einer handvoll Kampfbegriffe fixiert hat

Was wir im Jahre 2020 offenbar gesichert aus der Geschichte und Gegenwart lernen können ist, dass wir nicht bereit sind aus der Geschichte lernen.

Frank Stolzenberger

Normalerweise sollten wir gerade in Deutschland für derartige Methoden sensibilisiert sein, sollte man meinen. Wann fallen aus meinungsbildenden Institutionen sogenannte und vor allem klar erkennbar Kampfbegriffe? Wann werden diese quasi pauschal gegen Andersdenkende und Kritiker eingesetzt? Ab wann werden diese Methoden in Leitmedien, in der Politik, in den Institutionen, Verbänden, Vereinen und sogar bis in die Schulen salonfähig? – Das ist üblicherweise, so die Geschichte ein deutliches Indiz für eine massive Schieflage und Fehlentwicklung. Aber natürlich nur in anderen Ländern, weil uns könnte so etwas nie passieren, sollte man meinen.

Offenbar hat man uns jedoch derart auf eine Farbe von Faschismus konditioniert, dass wir schier blind für erkennbare Methoden geworden sind. – Ja, vor gut 13 Jahren hatte ich mal darüber nachgedacht, ob sich etwas wie 1933 (Methode! – Nicht Farbe) heute wiederholen könnte und kam zu dem Schluss: Nein, nicht im Zeitalter des Internets, nicht im Zeitalter der verhältnismäßig guten Aufklärung.
Das war vor 13 Jahren! Heute sollten wir noch weiter sein, noch aufgeklärter, noch informierter, vernünftiger, sollte man meinen. Und das Gegenteil ist der Fall. Innerhalb kürzester Zeit schafft man es, die Menschen in einer unfassbaren Form gegeneinander aufzubringen. Es gibt, gefühlt wahrgenommen nur noch das ‚Böse‘ (die anderen) und das ‚Gute‘ (staatlich-mediales Narrativ). Schlichtes schwarz-weiss. Eine mäßigende Vernunft dazwischen scheint es nicht mehr zu geben. So macht man uns Glauben.

Sensibler werden, das liegt in unserer eigenen Verantwortung

Methoden sind bekannt. Auf ‚red herring‘, ‚argumentum ad populum‘ und ‚arguementum ad hominem‘ achten lernen. Ich kann uns nur wünschen, dass wir etwas sensibler für den Umgang mit Medien werden und zwar für deren Methoden. Ganz gleich ob es Mainstream und uns ‚Vertraute‘ sind, oder Alternative. Nicht die Verpackung zählt, sondern Form und Inhalt. Einseitigkeit und Ausgrenzung, Denunziation, Kampfbegriffe, Herabwürdigungen, selektive Berichterstattung haben nichts mit gutem Journalismus zu tun, ob sie in Hochglanz gehalten sind, oder schlicht. Ob sie auf ARD, ZDF oder in Alternativen angewendet werden. Ich wiederhole mich, weil es so wichtig ist: Die Methode entscheidet, nicht die Farbe. Und der Mainstream, vorne dabei die öffentlich-rechtlichen, das ist klar erkennbar fixieren sich gerne auf eine Farbe, um Kritiker im schlechten Licht dastehen zu lassen. Das ganze nennt man ‚red herring‚, oder ‚argumentum ad populum‚, oder auch ‚argumentum ad hominem‚. Ausgebildete Journalisten kennen diese Methoden und wenden sie dementsprechend nicht unwissentlich oder zufällig an. Natürlich kann das jedem von uns mal oder auch Profis mal passieren. Wenn aber die Methode zur Regel wird, besorgt das. Dann geht nicht mehr darum eine Sache zu besprechen, nicht mehr um wirkliche Argumente zum Austausch, sondern darum zu diskreditieren, den Ruf zu schädigen. – Das ist nicht in Ordnung. – Ganz gleich, wer das praktiziert! Und ich kann uns nur wünschen, sensibler dafür zu werden, ob wir nicht versehentlich auf diese Stimmungen einsteigen, weil es gerade ‚in‘ zu sein scheint. – Das ist ein gefährliches Spiel, wie wir eigentlich aus der Geschichte gelernt haben sollten.

Herzlichst, Frank Stolzenberger

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